Reisebericht Rumänien
In 4 Wochen 1530 km allein durch Rumänien

Teil 9 Teil 11

Traumhaftes Wetter und eine idyllische Landschaft begleiten mich am nächsten Tag entlang des Iza-Flusses. Beeindruckend die Berge der Karpaten, die sich rechts und links entlang des Tales erheben. Ich muss mich warm anziehen, denn die Luft ist kalt. Aber herrlich klar und erfrischend.
In fast jedem Ort, den ich jetzt passiere, stehen wunderschöne Holzkirchen. Besonders auffallend sind die von der Gotik beeinflussten hohen, schmalen Türme, die bis zu 60 Meter in den Himmel ragen. Diese Holzkirchen wurden zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert erbaut, als es den Rumänien vom ungarischen König verboten war, Kirchen aus Stein zu errichten. Bei den Holzkirchen der Maramuresch verbinden sich Einflüsse der byzantinischen Architektur sowie der Kunststile Gotik, Renaissance und Barock mit lokalen, folkloristischen Elementen zu einem ganz eigenen Stil.

Die Landschaft gefällt mir hier so gut und ich beschließe in Barsana in einer Pension zu bleiben. Allein das Abendessen - einfach, aber sehr gut - lässt mich diese Entscheidung nicht bereuen.

Über Borsa am Rodna-Gebirgsmassiv komme ich zum 1416 Meter hoch gelegenen Prislop-Pass. Bei strahlendem Sonnenschein erreiche ich die Passhöhe und geniesse für eine Weile die Ruhe und Stille hier oben. Und hier oben wird mir bewusst, dass oberhalb von 1000 Metern gewisse Dinge an Bedeutung verlieren, einfach nicht mehr wichtig sind.
Bei der Passabfahrt bin ich froh, dass ich gleich oben auf der Passhöhe alle möglichen Kleidungsstücke angezogen habe... Nach der Abfahrt treffe ich ein kleines Mädchen, das sich lange Zeit mit mir unterhält. Ich verstehe zwar kein Wort, aber das scheint dem Kind nichts auszumachen. Sie schenkt mir eine kleine Plastikpuppe, die von nun an als Talisman an meinem Fahrrad ihren Platz findet. Ich bewundere die kindliche Offenheit dem Fremden gegenüber. Diese ist doch bei uns schon längst verloren gegangen.


Holzkirche in den Karpaten
Am Prislop-Pass

 

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 Autor: Hans Jürgen Stang
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Hans Jürgen Stang für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

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