Weckerklingeln um 7 Uhr, etwas später überwinden wir uns, das warme Bett zu verlassen. Die Frau bietet uns einen Kaffee an, wir nehmen eine Packung Kekse mit in die Küche. Dazu gibt es einfach Tortillas mit trockenem Käse als Füllung. Danach packen wir die Fahrräder und filtern das Wasser für den Tag. Es folgt mal wieder eine Überraschung. Jetzt werden wir zum Frühstück eingeladen - vielmehr ist es schon fertig! Da können wir schlecht ablehnen, obwohl wir jetzt schon satt sind. Es gibt Machaca mit Bohnen, was wir gestern schon unterwegs gegessen hatten. Schmeckt gut, doch die Menge ist kaum zu schaffen. Nach dem Abschiedsfoto schieben wir die Fahrräder erst gegen 10 Uhr auf den unwegsamen Dorfstraßen zurück zur Hauptstraße.
Kein ebener Meter Zum nächsten Ort sind es heute nur 45 km und so haben wir genug Zeit, denken wir noch fälschlicher Weise. Es geht hoch, hoch, hoch, kurz runter und hoch. Der erste große Anstieg ist geschafft und wir erreichen die Grenze zum Bundesstaat Chihuahua. Tschüß Sonora! Wir verlieren nur 100 hm und es geht schon wieder rauf. Die Straße kennt keinen ebenen Meter, keine 100 m ohne Kurve. Es ist wie verhext, wir erreichen den höchsten Punkt, doch hinter der nächsten Kurve geht es noch höher hinauf. Kein Ende in Sicht.
So hoch wie keinen Tag zuvor So langsam wie heute waren wir die ganzen vorhergehenden Tage nicht. Es ist immer nur ein kleiner Hügel vor uns zu sehen, aber sobald wir diesen erklommen haben, taucht dahinter ein höherer auf. Das Spiel nimmt kein Ende. Wir sind nur knapp unterhalb von 2000 m Höhe. Es wird 16 Uhr und noch windet sich die Straße höher. In Chihuahua ist es die kritische Zeit, zu der man lieber das nächste Dorf anfahren sollte, als in der Dämmerung auf der Straße zu sein. Viele böse Geschichten, viel Verbrechen und Gewalttaten soll es in diesem Teil Méxicos geben.
Der Bus überholt uns, aber keine Chance ihn anzuhalten, die Straße ist zu eng und es gibt keine Haltemöglichkeit. Wir müssen weiter. Hoch und nochmals hoch. Irgendwann gegen 17 Uhr erreichen wir die anscheinend letzte Kurve, die Straße verschwindet hinter dem Berg. Die Aussicht ist unglaublich. Alle hinter uns liegenden Gebirgszüge der Sierra Madre sind überschaubar, wir sind so hoch wie keinen Tag zuvor. Ein Foto nehmen, oder weiter? Ein ungutes Gefühl im Magen, aber auf die Minute kommt es nicht an, das muß als Erinnerung festgehalten werden. Danach schnell weiter. Die Straße fällt etwas ab! Doch schon geht es nochmals rauf. Zum Glück nur, um sich auf einem kurzen Stück um den nächsten Berg zu winden. Downhill! Das Tal liegt bereits im Schatten, es wird verdammt schnell kalt. Die letzen Kilometer sausen wir ins Dorf hinab.
Ankunft im Dunkeln Wir fragen nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Ein Mann weist und den Weg zu einem Hotel, nachts soll es sehr kalt werden. Es ist bereits dunkel, doch das Hotel ist geschlossen. So fragen wir in einem Haus , der alte Mann hat nichts dagegen, daß wir unser Zelt bei ihm aufschlagen. Doch die Erde ist zu uneben, es geht beim besten Willen nicht. Er bietet uns ein Zimmer an, das wir glücklicherweise vorher anschauen. Wir lehnen ab, da es kaum größer als unser Zelt ist, aber reichlich dreckig und unangenehm aussieht. Dann lieber in der freien Natur.
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