Tag 8 Reisebericht México Tag 10
Tag 9
6.1.2002
Summe gefahrene Kilometer 346,6 km
Wetter: nur sonnig
Basaseachic
 
Fahrzeit: 5h 03min
gefahren
48,4 km
 
gewandert
0 km
 

Wir brechen früh auf und hängen gleich hinter dem Dorf am ersten Anstieg. Heute wissen wir trotz unserer recht groben topographischen Karte in etwa, was uns dahinter noch erwartet. Die im Abstand von 200 m verlaufenden Höhenlinien werden auf wenigen Kilometern mehrfach gekreuzt. Es wird sicher ein langer, steiler Weg.


Wohl sehr früh morgens - auf der falschen Seite

Noch höher

Die ersten 200 Höhenmeter verlieren wir sogleich, denn die Straße geht über ein Flußbett. Dann wieder 150 m rauf, wegen einer weiteren Flußüberquerung aber auch nochmals abwärts. Jetzt beginnt der richtige Anstieg aber erst. Unzählige enge Kurven heben die Straße in den nächsten sieben Kilometern auf eine Höhe von 2300 m. Trügerisch ähneln die umliegenden Berge mit ihren rund 2600 m eher Hügeln.
Obwohl der Himmel wieder ohne jede Wolke ist, sind die Temperaturen tagsüber angenehm. In dieser Höhe ist es nicht mehr so mörderisch heiß, wie vor ein paar Tagen. Auch hat sich die Vegetation völlig geändert, die Nadelbäume spenden uns jetzt mehr Schatten. Wir sind wie am Vortag gar nicht in der Laune, viele Fotos zu schießen. Bei den Strapazen wird alles andere nebensächlich.

Endlich über 2300 m lassen wir die kurvenreiche Strecke hinter uns und fahren leicht abwärts durch dichten Nadelwald. Noch ist es nicht geschafft, nach ein paar Kilometern wartet ein anderer, aber kleinerer Anstieg. Bis nach Basaseachic verlieren wir wieder über 200 Höhenmeter und halten bei einer Kreuzung an.


Übernachten bei den Militärs?

Wir erinnern uns an die Geschichte der beiden biker aus Yécora, sie hatten hier bei den Militärs übernachtet. So sprechen wir zwei auf der Straße laufende Soldaten an. Ihr Bataillon sei erst vor wenigen Tagen angekommen, vorher war hier ein anderes stationiert. So können wir uns nicht auf die anderen Radreisenden berufen, aber diese zwei Soldaten wollen ihren Hauptmann fragen.
Wir steuern das Militärgelände an, was gar nicht so einfach zu finden ist. Wir gelangen erst mit einem Umweg über ein Holzsägewerk dorthin und schleichen uns von hinten durch das Unterholz an die Baracken. Die Soldaten wissen inzwischen schon, dass wir kommen, sonst hätte es Probleme gegeben...

Wir werden in die Küchenhütte zum Essen eingeladen. Bei deftiger Suppe aus Metallschüsseln und krass scharfen Chilis unterhalten wir uns mit José, dem Hauptmann. Er ist sehr neugierig und möchte so viel wie möglich über Deutschland wissen. Wir erfahren, das die hier zuletzt stationierte Kompanie an Weihnachten einen Teil der Baracken abgefackelt hat. Die Überreste der Feier sind draußen noch in Gestalt von Asche zu erkennen, ein großes Haus muß dort gestanden haben.
Die Kompanie geht gegen Drogen- und Waffenschmuggel in diesem Gebiet vor. Eine nicht ungefährliche Arbeit, erzählt José.


Sonnenuntergang am...
...Basaseachic Canyon

Cascada de Basaseachic

Nach dem Essen wandern wir noch zum Basaseachic Wasserfall, der unweit der Ortschaft liegt. Die Straße fällt leicht ab, führt in einen Nationalpark und endet auf einem Parkplatz. Ab dort folgen wir dem gut ausgebauten Wanderweg bis zum Wasserfall. Über viele Stufen führt eine Treppe hinab, dann noch etwas am Fluß entlang. Wir kommen direkt oberhalb des Wasserfalls heraus, so daß wir ihn selbst kaum sehen können. Aber alleine der Blick in den vor uns liegenden Canyon ist gewaltig. Steile Felswände fallen mehrere hundert Meter hinab in ein dicht mit Bäumen bewachsenes Tal.
Wo wir schon mal hier sind, hätten wir vom höchsten Wasserfall Méxicos gerne mehr gesehen. So beschließen wir, morgen von der anderen Seite nochmal an das Tal zu fahren. Die Sonne geht unter, wir müssen den Rückweg antreten. Zu unserem Erstaunen begegnen uns noch Besucher, die in die andere Richtung laufen, obwohl es bereits dämmert. Am Parkplatz angekommen, fährt gerade ein Pickup in Richtung Ortschaft. Wir machen ein Handzeichen und dürfen sogleich die etwa zwei Kilometer auf der Ladefläche mitfahren.


Vor dem Schlafen am Lagerfeuer aufwärmen

Wachposten am Zelt

So sicher wie in dieser Nacht haben wir noch nirgendwo gezeltet. Nur wenige Meter neben dem Zelt hat ein Soldat ein kleines Lagerfeuer gemacht und schiebt dort mit geschultertem Maschinengewehr Wache. Später in der Nacht wird er von einem Kameraden abgelöst.
Bereits abends fällt die Temperatur stark ab, die Höhe von etwas über 2000 m mitten in den Bergen macht sich bemerkbar. Mit Fleecehose und -jacke, sowie einem wärmenden Seideninlet im Schlafsack wappnen wir uns für die Nacht. Luisas Schlafsack ist dick genug, doch Maze friert sich in dieser Nacht einen Ast ab.

 

Tag 8 Übersicht Statistik Tag 10

 

© 2000-2003 M.C. Hoeschen & R.J. Stephan
Alle Rechte vorbehalten