Das Wetter hat sich geändert. Das Barometer zeigt heute 1023 Mb, gestern waren es noch 950 Mb. Der Wind hat sich gedreht und kommt jetzt aus dem Westen, aber hält sich in Grenzen. Der heutige Tag geht über Land, hauptsächlich den Guadalquivir entlang. Er wird mich den nächsten Tagen bis zur Atlantikküste begleiten. Ab Sevilla wird er schiffbar. Zurück zur Reise. Als ich am Morgen früh abfahren wollte, war der Vorderreifen verdächtig weich. Damit ich die Landstrasse erreichte, musste ich durch ein Industriequartier. Ich sah dort ein Restaurant, wo viele Handwerker ihr "Znüni" oder "Vesper" nahmen. Dort bekam ich ein gutes Frühstück. Als ich weiter fahren wollte, inspizierte ich noch einmal den Vorderreifen und stellte fest, dass etwas unternommen werden musste. Der Wirt gab mir ein Eimer mit Wasser. Vor der Tür machte ich mich an die Arbeit, es ging nicht lange, und ich war umgeben von Männern, die wissen wollten, von woher und wohin. Als ich ihnen von meiner Reise erzählte, übernahmen einige meine Arbeit, und im Nu war der Reifen geflickt und wieder fahrbereit.
Bei km 29 setzte sich ein Insekt genau auf meinen Kilometerzähler. Für 3 km gefiel ihm die Gratisfahrt. Dann hat es sich wahrscheinlich gedacht: Na, wenn das nicht schneller geht, gebrauche ich meine Flügel und flog davon. In Lora del Rio fand ich ein ganz schön gebautes Hostel. In der Mitte war ein grosser Patio, überdeckt mit einer Glaskuppel. Eine Veranda mit typischen andalusischen Bögen führte in die jeweilige Zimmer. Am Abend nehme ich immer noch "una copa de vino tinto" mit einem Aperotivo, mal mit Oliven sowie Knoblauchzehen, die in Oel eingelegt sind, oder gemischte Nüsschen, ein stück Käse oder eine Scheibe Wurst. Diesbezüglich haben die Spanier viel Fantasie. Des öfteren kommt der Rotwein aus dem Kühlschrank (sollte vorher sagen "no frio", wenn man es nicht gerne hat).
| ||||||||||||||||||||||||||||||